Angesichts der gewaltigen Brände, die den Amazonas verschlingen, hat sich der französische Präsident Emmanuel Macron in diesem Sommer wiederholt gegen die Politik von Jair Bolsonaro gewandt, in dem er von Ökozid sprach und die Aussetzung der Unterzeichnung des Handelsabkommens EU-Mercosur ankündigte. Bei dieser Gelegenheit erinnerte der Präsident daran, dass Frankreich in Bezug auf Guayana "eine Macht des Amazonas" sei. Aber was ist mit der Erhaltung des guayanischen Waldes?
Etwa 8 Millionen Hektar Regenwald bedecken rund 97 % der Landesfläche von Französisch-Guayana. Dieses französische Hoheitsgebiet stellt nur 1,5% der Gesamtfläche des Amazonas dar. Aber seit der Errichtung des nationalen Amazonas-Parks im Jahr 2007, durch die Verlängerung des brasilianischen Tumucumaque-Gebirgsparks, ist dieses Gebiet das weltweit größte Schutzgebiet für Tropenwälder. Der Schutz dieses Teils des Amazonas ist daher von wesentlicher Bedeutung.
Zerstörung des Regenwaldes, Goldbergbau in Französisch-Guayana
Bergbau hat besonders negative Auswirkungen auf den Regenwald.
Derzeit sind mehr als 360.000 Hektar, etwa 4% der Landesfläche, von Baugenehmigungen die von Seiten der Regierung erteilt worden sind, oder Bauanträgen bedroht. Neue Genehmigungen werden regelmäßig von den Behörden erteilt.
Doch heutzutage stellt die guyanische Bevölkerung diese Wirtschaftspolitik in Frage und protestiert gegen die Verwirklichung neuer Bergbauprojekte. Dies traf für den geplanten Gold-Tagebau "Montagne d’or" zu, welcher sich in der Nähe des größten biologischen Reservats Frankreichs namens "Lucifer Dékou-Dékou", im Herzen des Regenwaldes befindet. Nach vierjährigem Widerstand der Natur- und Ureinwohner-Schutzverbände gab der französische Staat das Projekt, im Mai 2019 endgültig auf.
Weitere Bergbauprojekte werden jedoch erwogen. Das Unternehmen Montagne d'Or hat angekündigt, nicht aufzugeben und beabsichtigt seine Vorlage, in Hinblick auf die, von der Regierung versprochene, Reform des Bergbaugesetzes zu überarbeiten. Es ist daher dringend erforderlich, dass der französische Staat neue Rechtsvorschriften erlässt, um den Schutz der Wälder gegen den Zugriff der Bergbau-Industrie zu stärken.
2019, das verheerende illegale Goldwaschen geht weiter
Laut Schätzungen des Nationalen Forstamtes (ONF- Office national des forêts), wurden seit 2003 in Französisch-Guyana 29.000 ha Wald durch legales und illegales Goldwaschen zerstört. Eine Plage, die seit den 90er Jahren zunimmt, insbesondere aufgrund der Veröffentlichung einer Rohstoffstudie durch das Büro der Geologie und Bergbau Forschung (BRGM - Bureau de recherches géologiques et minières) mit einer Bestandsaufnahme der lokalen Ressourcen. Die inbegriffene Kartografie der Goldvorkommen förderte die illegalen Tätigkeiten.
Luftaufnahmen im September 2019 legten 145 illegale Goldminen im Amazonas-Park von Guayana zutage. Eine Rekordzahl, die einen Anstieg der Schürfstellen um fast 19% im Vergleich zu 2018 aufweist. Laut Schätzungen befinden sich aktuell 10.000 Goldschürfer in Französisch-Guyana.
Illegale Goldminen haben schwerwiegende Auswirkungen für das Waldökosystem, insbesondere Abholzung, Wilderei und Umweltverschmutzung, infolge der Nutzung von Quecksilber, eine hochgiftige Chemikalie, welche Goldsucher zur Amalgamation des Metalls verwenden. Es ist daher vor allem notwendig, konkrete Maßnahmen vorzuschlagen, um diesen schweren Zerstörungen Einhalt zu gebieten, wie es der Verband der Naturschutzgebiete Frankreichs (RNF - Réserves Naturelles de France) betont.
Agrotreibstoff und Biomasse, die nicht so grüne Energie, die den Amazonas bedroht
Unter dem Deckmantel der Förderung erneuerbarer Energien, schlägt die lokale Behörde (CTG - Collectivité territoriale de Guyane) einen umfassenden Plan für Biomasse und Agrotreibstroffe vor.
Im Oktober 2017 hat Präsident Macron den Wunsch geäußert, die Entwicklung der Biomasse in Französisch-Guyana voranzutreiben, doch dies ist derzeit durch europäische Vorschriften stark eingeschränkt. Daher beabsichtigt die Regierung, eine Ausnahmeregelung für Französisch-Guyana zu erwirken, mit der Absicht, die Abholzung des Urwaldes zu ermöglichen, zugunsten der landwirtschaftlichen Betriebe welche Rohstoffe liefern, die Verwendung als Brennstoff finden. In diesem Fall könnten Klima- und umweltschädliche Projekte, trotz europäischer Vorschriften als erneuerbare Energien eingestuft werden, und somit staatliche und EU-Beihilfen erhalten.
Hat Amazonien Aussicht auf einen „Green New Deal“ zum Schutz des Regenwaldes?
Die Lage in Französisch-Amazonien, ist nicht so schlimm wie in Brasilien wo der Wald den Angriffen der Viehzüchter und Soja-Monokulturen ausgeliefert ist. Es ist jedoch schwierig, die Nachbarstaaten zu kritisieren, während Frankreich den Bergbau und die Entwicklung von intensive Landwirtschaft, Biomasse und Agrotreibstoffe genehmigt und fördert.
Denn die aktuellen politischen Entscheidungen lassen sich kaum mit der Entwicklung nachhaltigkeitsorientierter wirtschaftlicher Alternativen vereinbaren, die auf einem Gleichgewicht zwischen den menschlichen Tätigkeiten und dem Erhalt der Natur beruhen, wie Ökotourismus, wissensbasierter Wirtschaft, Forschung oder Agroforstwirtschaft. Dies sind alles Wirtschaftszweige, die laut einer Studie, im Auftrag der WWF Stiftung von Deloitte 2018, entscheidende Aktivitäten für eine nachhaltige Entwicklung sind, und somit einen „Green New Deal“ in Guyana hervorbringen könnten.