Was ist gerecht?

Die Debatte

Als Premierminister Edouard Philippe nach einer Woche andauerndem Streik verschiedener Branchen Details zur geplanten Rentenreform verkündet, geben die Gewerkschaften zur Antwort, es seien rote Linien übertreten worden.

Paris - Nationalversammlung

Als Premierminister Edouard Philippe nach einer Woche andauerndem Streik verschiedener Branchen Details zur geplanten Rentenreform verkündet, geben die Gewerkschaften zur Antwort, es seien rote Linien übertreten worden. Denn wenngleich das Renteneintrittsalter zunächst weiter bei 62 Jahren liegt, soll in den kommenden Jahren ein Richtwert von 64 Jahren gelten und wer vorher in Rente geht, muss zukünftig mit Abstrichen rechnen. In den Augen der Franzosen bedeutet die Reform letztlich, sie werden länger arbeiten und viele dazu noch finanzielle Einbußen hinnehmen. Wie gerecht das ist, darüber wird erbittert gestritten. Alles dreht sich um „une reforme juste“. Und während die Regierung nicht müde wird, zu wiederholen, dass das bestehende System kompliziert und ungerecht sei, weil es bestimmten Berufsgruppen Privilegien einräume, sehen die Gegner der Reform gerade darin soziale Errungenschaften, die es zu verteidigen gilt. Denn Menschen, die weniger leistungsfähig sind oder Lücken in der Berufsbiographie aufweisen, Arbeitslose, Mütter, prekär Beschäftigte, seien die Verlierer dieser Reform, die ein vereinheitlichtes Punktesystem anstelle der derzeit existierenden 42 verschiedenen Rentenregime vorsieht. Eine entscheidende Frage ist zudem, ab wann und für wen damit die Reform gelten soll.