Fossilflation ist der von der Europäischen Zentralbank verwendete Ausdruck für die Hauptursache des Inflationsschocks in der Eurozone. Grund für eine in diesem Ausmaß noch nie dagewesene Inflation ist in erster Linie die starke Abhängigkeit der Wirtschaft von fossilen Brennstoffen. Ein Problem, das die nächste Regierung in Italien zwangsläufig in Angriff nehmen muss und – hoffentlich – lösen wird, wobei wie gesagt bei der Abhängigkeit unseres Energiesystems von Gas und Öl anzusetzen ist.
Fossilflation ist der von der Europäischen Zentralbank verwendete Ausdruck für die Hauptursache des Inflationsschocks in der Eurozone. Grund für eine in diesem Ausmaß noch nie dagewesene Inflation ist in erster Linie die starke Abhängigkeit der Wirtschaft von fossilen Brennstoffen. Ein Problem, das die nächste Regierung in Italien zwangsläufig in Angriff nehmen muss und – hoffentlich – lösen wird, wobei wie gesagt bei der Abhängigkeit unseres Energiesystems von Gas und Öl anzusetzen ist.
Für den Transportsektor bedeutet dies einen radikalen Paradigmenwechsel, und zwar sowohl in der Organisation der Beförderungsmethoden für Personen und Waren, als auch in Bezug auf die verwendeten „Technologien“. Ziel einer solchen Revolution sind die Reduktion der Abhängigkeit vom Erdölimport, die Eindämmung der Treibhausgasemissionen des Sektors und die Verringerung der Luftverschmutzung, insbesondere in den Städten; mit all diesen Maßnahmen soll die Wettbewerbsfähigkeit des nationalen Wirtschafts- und Industriesystems wieder angekurbelt werden.
In Italien ist der Straßengüter- und Personentransport für 90 % der verkehrsbedingten CO2-Emissionen und ein Viertel der gesamten nationalen Emissionen sowie für einen Großteil der NOx- und Partikelemissionen verantwortlich, die eine kausale Rolle für Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen spielen. Der Straßentransport verbraucht 70 % des Erdöls und seiner Derivate, die fast ausschließlich importiert werden und sich im Jahr 2021 mit rund 25 Milliarden Euro auf die Handelsbilanz niedergeschlagen haben, während für das Jahr 2022 infolge der Preiskrise mit 33 Milliarden Euro (+33 %) gerechnet wird.
Auch unter Berücksichtigung der Ziele des Klimaschutzpakets Fit for 55 beginnt die Herausforderung beim Straßentransport, in erster Linie beim PKW-Verkehr, der 70 % der Emissionen und 80 % des Verbrauchs in diesem Sektor verursacht. Zur Förderung der Gesundheit von Umwelt und Bevölkerung sind vor allem Maßnahmen zu ergreifen, mit denen die Zahl der im Verkehr befindlichen Fahrzeuge verringert werden kann: Italien hat mit fast 40 Millionen Autos und 672 Autos pro 1.000 Einwohner – im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 560 – nach Luxemburg den höchsten Motorisierungsgrad in Europa.
Reduzierung des Straßenverkehrs
74 % aller Autofahrten betreffen in Italien Entfernungen im städtischen Bereich von bis zu 10 km, davon wird für mehr als 62 % der PKW verwendet, für 11 % der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), während 27 % unter Einsatz aktiver Mobilität oder zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Das Potenzial der alternativen Mobilität zum Auto wird aufgrund organisatorischer und infrastruktureller Schwachpunkte und einer begrenzten Anzahl von Transportmitteln nicht voll ausgeschöpft. Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen, ob zur Förderung der nachhaltigen Mobilität und des ÖPNV Finanzierungen in angemessenem Umfang vorhanden sind und ob die finanzierten Projekte effiziente und solide Grundlagen aufweisen. Darüber hinaus ist ein Angebot an innovativen Mobilitätsdienstleistungen (Mobility as a service) für eine umweltfreundliche intermodale Verkehrsplanung zu erstellen und intensiv zu verbreiten. Entscheidend ist dabei die Setzung von Anreizen für den ÖPNV, wie Ermäßigungen auf Zeitkarten und Fahrpreise bis zum Nulltarif für untere Einkommensgruppen, Pendler und Studenten. Von grundlegender Bedeutung sind unter Involvierung und Unterstützung der Unternehmen auch Lösungen im Bereich der geteilten und aktiven Mobilität für die regelmäßigen Wege zwischen Wohnung und Arbeitsplatz.
Fahrzeug-Elektrifizierung
Auf klimatischer und industrieller Ebene betrifft die Herausforderung den Ersatz des Verbrennungsmotors durch die effizienteste und sauberste verfügbare Technologie: den Elektromotor. Dieser Wandel muss schrittweise, aber dennoch rasch erfolgen, ohne sich hinter dem Interessen der Vergangenheit dienenden Schutzschild der technologischen Neutralität zu verstecken. Die größten Wirtschaftsmächte der Welt, von den Vereinigten Staaten über die asiatischen Länder bis hin zu den europäischen Großmächten, haben dies schon seit geraumer Zeit erkannt und arbeiten mit beeindruckendem Tempo an der Elektrifizierung ihrer Fuhrparks. Im Jahr 2021 waren weltweit 16,4 Millionen Elektroautos im Verkehr – mehr als doppelt so viele wie 2019 – und es wurden 6,5 Millionen neue Fahrzeuge verkauft, was einem Anteil von fast 10 % am Gesamtmarkt entspricht. Laut Bloomberg wurde der Verkaufshöhepunkt von Autos mit Verbrennungsmotoren bereits überschritten, und schon 2030 wird für elektrifizierte Autos ein globaler Marktanteil von mehr als 50 % erwartet, wobei vollelektrische Technologien (BEVs) dominieren werden. Der Markt bietet also großen Spielraum, und der Wettkampf steht noch bevor. Allein Europa zählt 250 Millionen Autos, während weltweit rund 1,5 Milliarden Fahrzeuge ersetzt werden müssen. Um aber auf einem sich schnell verändernden Sektor wettbewerbsfähig zu sein, muss rechtzeitig gehandelt werden. In diesem Sinne ist die Entscheidung der Europäischen Union, das Jahr 2035 als klares und greifbares Ziel für das Ende der Ära der endothermen Motoren festzulegen, keine ideologische Lösung ohne Rücksicht auf die Risiken, sondern eine industrielle Vision im nationalen Interesse der großen europäischen Produktionsländer, einschließlich Italiens. In einem Markt, auf dem sich das Produktparadigma der Zukunft verändert, ist proaktives Handeln unter Steuerung der Umstellung vonnöten. Sich neutral zu verhalten und auf Technologien mit überaus geringem Wachstumspotenzial und niedriger Wettbewerbsfähigkeit, wie die von ENI bevorzugten Biokraftstoffe, zu konzentrieren, würde bedeuten, im Laufe der Zeit Rückstände anzusammeln und den Grundstein für eine weitläufige Beschäftigungskrise in diesem Sektor zu legen.
Ebenso falsch wäre es, zu glauben, dass diese Entscheidung nicht mit Risiken verbunden ist. Vor allem in Italien ist die Rolle der Zuliefererketten im Automobilsektor zu bedenken, für den die nächste Regierung auf politischer Ebene in drei Bereichen unter Ergreifung folgender Maßnahmen effizient und rasch handeln muss:
- Industriepolitische Maßnahmen zur Förderung der Produktion von Elektrofahrzeugkomponenten (Motoren, Batterien, elektromechanische und digitale Systeme) durch die Umrüstung bestehender Verfahren und die Entwicklung neuer Verwertungs- und Recyclingketten für Elektrofahrzeugkomponenten. Parallel dazu ist eine angemessene Governance für das End-of-Life-Management (erweiterte Herstellerverantwortung) zu erarbeiten.
- Arbeitspolitische Maßnahmen, um die Beschäftigten der gefährdeten Zuliefererketten in anderen Sektoren einzusetzen, falls erforderlich auch durch spezielle Ausbildungsprogramme.
- Bildungspolitische Maßnahmen zur Anpassung der Bildungswege der Sekundarstufe und der Hochschulen an die neuen Fähigkeiten, die für die Bewältigung der Umstellung notwendig sind.
Italien ist kein isolierter Player. Aus diesem Grund wird die neue Regierung nicht umhinkommen, einen strategischen Plan für den Übergang auf die Elektromobilität auszuarbeiten, der mit den europäischen Zielen vereinbar ist. Dabei geht es um beachtliche Zahlen – mindestens 8 Millionen reine Elektrofahrzeuge schon im Jahr 2030 –, die aber erreicht werden können, wenn die Voraussetzungen für eine Orientierung des Marktes auf Elektroautos der Segmente A-C, d.h. auf Kleinwagen für den Stadtverkehr und für den Familienbedarf, geschaffen werden. Dieser Markt macht in Italien mit über 1,2 Millionen Fahrzeugen pro Jahr mehr als 80 Prozent der Kaufnachfrage aus und wurde von den Herstellern bisher zugunsten von Premium-Elektrofahrzeugen mit höherer Rentabilität (und höheren Kosten) geopfert.
Das Anreizsystem muss effizienter und gerechter gestaltet werden, um einen breiten Zugang zur Elektromobilität der Zukunft zu gewährleisten. Der erste Schritt ist die generelle Abschaffung von Anreizen für den Kauf von Autos mit Verbrennungsmotor, die per Definition ineffizient und umweltschädlich sind und auch ohne öffentliche Unterstützung zu günstigen Preisen erhältlich sind. Die Anreize sind mit nach Preisklasse differenzierten Werten und Begünstigungen für niedrigere Einkommen einzig und allein für den Kauf von Elektroautos in den Segmenten A-C zu setzen.
Vorteil dieses Systems ist ein mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Familien vereinbarer Nachfrageschub. Im Zuge einer Kettenreaktion würde dieses System dank des Einflusses der Skaleneffekte auf die Produktionskosten zu einer erheblichen Produktionssteigerung und einer progressiven Preisreduktion führen und auf diese Weise einen virtuosen Kreislauf in Gang setzen, in dem die Anreize innerhalb weniger Jahre nicht mehr erforderlich wären und demzufolge abgeschafft werden könnten.
Ebenfalls nach der Logik des progressiven Einkommens sind Anreize für die Installation von Wallboxen, d.h. heimischen Ladestationen für die Inhaber von Garagen oder Parkplätzen zu gewährleisten; gleichzeitig sind tarifäre Hemmnisse für die Leistungserhöhung von Versorgungsunternehmen zu beseitigen. Darüber hinaus müssen steuerliche Anreize für die Installation von Ladestationen für die Beschäftigten in den Unternehmen gesetzt werden. Parallel dazu ist eine Erweiterung der öffentlichen Ladeinfrastruktur vorzunehmen, indem die derzeitige Anzahl von knapp über 30.000 Ladestationen auf mehr als 150.000 Einheiten mit einer strategischen Verteilung nach Leistung und Ladegeschwindigkeit in Städten und entlang von Fernstraßen erhöht wird.
Die Mobilität der Zukunft entsteht heute mit den Entscheidungen der neuen Regierung. Dafür ist eine Kombination aus Maßnahmen mit dem Ziel einer nachhaltigen, öffentlichen und geteilten Mobilität sowie der kompletten Elektrifizierung des Fuhrparks zu ergreifen. Diese bereits bestehende Herausforderung für die Mobilität der Zukunft erfordert Weitblick in Industrie-, Arbeits- und Bildungspolitik sowie in der städtebaulichen Strukturierung, um die Förderung von Inklusivität, Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, Beschäftigungswachstum, Umwelt und öffentlicher Gesundheit sicherzustellen.